Megakaryozyten und Thrombozyten Arbeitsgruppe
am Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin I, Universitätsklinikum Würzburg

FORSCHUNGSSCHWERPUNKT

Thrombozyten (platelets) zirkulieren im Blutstrom und kommen nach einer Gefäßwandverletzung in Kontakt mit der freigelegten subendothelialen extrazellulären Matrix, worauf die Thrombozyten aneinanderheften und die Wunde verschließen. 1011 Thrombozyten werden täglich im Körper eines Menschen produziert, um die normale, hämostatische Funktion (Blutstillung) aufrechtzuerhalten. Die Thrombozytenanzahl eines gesunden Menschen reicht von 150.000-400.000 pro Mikroliter Blut, was ein Gleichgewicht aus konstanter Thrombozytenproduktion und der Entfernung von alten Thrombozyten voraussetzt.
Thrombozyten werden von Megakaryozyten im Knochenmark in einem einzigartigen, komplexen Prozess gebildet. Megakaryozyten sind in der Nähe von Blutgefäßen lokalisiert und konvertieren ihr zytoplasmatisches Membransystem zu langen, zellulären Fortsätzen, die bis in das Blutgefäß hineinreichen. Thrombozyten werden schließlich von diesen Fortsätzen in den Blutstrom abgeschnürt.
Ein erhöhtes Blutungsrisiko kann entstehen, wenn die Prozesse der Thrombozytenproduktion und/oder der Entfernung von alten Thrombozyten aus dem Gleichgewicht geraten. Ein besseres Verständnis über die zugrundeliegenden Mechanismen der Thrombozytenproduktion könnte neue Therapieansätze ermöglichen.
Die Thrombozytenproduktion ist ein Prozess, der stark von der Umstrukturierung des Zytoskeletts abhängig ist. Daher ist ein Schwerpunkt unserer Forschung die Rolle von Zytoskelett und Zytoskelett-regulatorischen Proteinen bei der Thrombozytenproduktion zu untersuchen. Wir erhoffen uns dadurch Fortschritte bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten, die die Thrombozyten betreffen, zu erzielen.

Nachdem die Thrombozyten in die Blutzirkulation freigesetzt worden sind, “überwachen” die Thrombozyten die Unversehrtheit der Blutgefäße. Jedoch kann unter pathologischen Bedingungen eine unkontrollierte Aggregation von Thrombozyten zu thrombotischen Erkrankungen, wie z.B. Schlaganfall und Herzinfarkt führen. Solche thrombotischen Ereignisse zählen heutzutage zu den Haupttodesursachen in der westlichen Welt. Daher gibt es einen hohen Bedarf an selektiven, anti-thrombotischen Medikamenten, die allerdings keinen Einfluß auf die Blutstillung haben dürfen. Deshalb ist ein zweiter Schwerpunkt der Arbeitsgruppe die Identifizierung von Proteinen, die sowohl eine wichtige Rolle in der Blutstillung als auch bei der pathologischen Thrombusformierung  spielen.

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